Die Kirche hatte sich fuer diese Woche zum Ziel gesetzt, das Thema "celebrating the year of god's favour" den Kids nahe zu bringen und das mit nicht ganz so uns vertrauten Methoden!
Daher mussten wir uns letzte Woche auseinandersetzen mit lautem Geschrei, das Gott ehren sollte, dem lauthalsen Schwoeren auf die christliche Fahne und die Bibel, wobei alle die linke Hand aufs Herz legen und die rechte Hand steil in die Hoehe strecken sollten... Wer sich dabei zurueckhalten wollte, wurde von dem etwas extrem anmutenden Pastor durchs Mikrofon ermahnt... Lieder, die die Kinder aufforderten, als wahre Christen zu agieren und ihre Feinde zu besiegen, wurden mit an Marschmusik erinnernde Rhythmen unterlegt und alle Kinder marschierten brav im Gleichschritt auf der Stelle und salutierten, wenn die Choreographie das erforderte...
Da wir zum Glueck jedoch nirgends fest eingebunden waren, konnten wir uns an manchen Tagen auch aus einigem herausziehen und kamen einfach nach afrikanischer Zeit etwas spaeter...
Nach dem gemeinsamen Auftakt in der Kirche trafen sich die Kinder, nach Alter und Geschlecht sortiert, in den dadurch voellig ueberfuellten Klassenzimmern der Kirche. Hier wurde exakt nach kirchlicher Vorgabe allen Kindern das Gleiche erzaehlt. Besonders in der Special Class, die alle Kinder mit Behinderung jeglicher Art zusammenfasste, kam uns dieser Gleichschritt sehr fragwuerdig vor. Insbesondere das stupide Auswendiglernen von Bibelversen und der moralische Zeigefinger hinter jedem Satz liess die Stunden fuer uns ganz schoen langsam vergehen. Doch egal ob in Kirche oder Klassenzimmer mussten wir uns eben damit abfinden, dass die Menschen hier von der Kirche exakt gesagt bekommen, was sie zu glauben und tun haben, also bloss nicht selber denken, oder gar etwas hinterfragen...
Daraus folgert auch, dass der Lehrer wirklich IMMER Recht hat und Respekt fuer manche Kinder gleichzusetzen ist mit Furcht. Diese ist jedoch auch nicht ganz unbegruendet, das Fass aus dem Boden dieser Woche schlug naemlich ein Kirchenaufseher, der direkt vor unserem Klassenzimmer vier zehnjaehrige Jungs mit der Rute verschlug, weil sie gelogen hatten, Mitglieder im Chor zu sein...
Obwohl wir wussten, dass hier andere Methoden angewendet werden, war diese Szene fuer uns doch sehr krass, zumal in den Klassenzimmern von Liebe und Vergebung die Rede war!
Nach einem Gespraech mit dem eben genannten Kirchenaufseher konnten wir diesen Widerspruch immer noch nicht komplett verstehen, aber fuehlten uns etwas weniger frustriert, da wir seine Haltung auch ansatzweise verstehen konnten und uns damit abfanden, erstmal nichts komplett aendern zu koennen.
Dennoch hatten wir auch viele schoene Momente, da wir nette Leute kennenlernten, von denen manche sogar unsere Probleme verstanden. Auch der Rolli und das nette Hasenmaskottchen heiterten uns auf!
Allein der Name "Collecting Souls for Christ" liess uns bereits auf dem Weg zum Gottesdienst nichts Gutes ahnen... Als wir eine Stunde zu spaet an der Kirche ankamen, die nur aus einem halb gemauerten Waenden und einer alten Zeltplane darueber bestand, war die Gemeinde gerade in dem hier sehr wichtigen "Worship"-Teil des Gottesdienstes, der sich immer wiederholte. Dabei beteten sich manche in Ekstase, eine Saengerin warf sich ploetzlich schluchzend und schreiend auf den Boden und waere da nicht der kniende Pastor gewesen, haetten wir eine unentdeckte Epilepsie diagnostiziert...
Da wir bereits mit Namen als Gaeste und Musiker, die ja auch ruhig mal haetten solo singen koennen, willkommengeheissen wurden, hiess es fuer uns: Moeglichst unauffaellig bleiben, freundlich laecheln, Lippen bewegen und nicht allzu oft auf die Uhr sehen. Besonders letzteres fiel uns jedoch zunehmend schwer, da trotz einstuendiger Verspaetung knapp drei Stunden Gottesdienst von uns erwartet wurde...
Auch die sehr reisserischen Ansprachen des demagogischen Pastors testeten durchaus unsere Geduld und Laechelmuskeln...
Als es endlich vorbei war, wurden wir mehrfach fuer naechsten Sonntag eingeladen, Maikes Gesang so gut wie eingeplant und wir beschlossen: Den naechsten Sonntag sind wir nicht hier!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen