Montag, 26. August 2013

DVBS - eine Woche Kirche der besonderen Art...

Letzten Montag wussten wir noch nicht so recht, was uns die Woche erwarten wuerde. Als wir voellig verschlafen an der Kirche ankamen, stellten wir erstmal fest, dass nicht nur unsere Schueler, sondern ca. 800 Kinder zwischen 4 und 14 Jahren die Kirche fuellen wuerden.
Die Kirche hatte sich fuer diese Woche zum Ziel gesetzt, das Thema "celebrating the year of god's favour" den Kids nahe zu bringen und das mit nicht ganz so uns vertrauten Methoden!
Daher mussten wir uns letzte Woche auseinandersetzen mit lautem Geschrei, das Gott ehren sollte, dem lauthalsen Schwoeren auf die christliche Fahne und die Bibel, wobei alle die linke Hand aufs Herz legen und die rechte Hand steil in die Hoehe strecken sollten... Wer sich dabei zurueckhalten wollte, wurde von dem etwas extrem anmutenden Pastor durchs Mikrofon ermahnt... Lieder, die die Kinder aufforderten, als wahre Christen zu agieren und ihre Feinde zu besiegen, wurden mit an Marschmusik erinnernde Rhythmen unterlegt und alle Kinder marschierten brav im Gleichschritt auf der Stelle und salutierten, wenn die Choreographie das erforderte...


Da wir zum Glueck jedoch nirgends fest eingebunden waren, konnten wir uns an manchen Tagen auch aus einigem herausziehen und kamen einfach nach afrikanischer Zeit etwas spaeter...
Nach dem gemeinsamen Auftakt in der Kirche trafen sich die Kinder, nach Alter und Geschlecht sortiert, in den dadurch voellig ueberfuellten Klassenzimmern der Kirche. Hier wurde exakt nach kirchlicher Vorgabe allen Kindern das Gleiche erzaehlt. Besonders in der Special Class, die alle Kinder mit Behinderung jeglicher Art zusammenfasste, kam uns dieser Gleichschritt sehr fragwuerdig vor. Insbesondere das stupide Auswendiglernen von Bibelversen und der moralische Zeigefinger hinter jedem Satz liess die Stunden fuer uns ganz schoen langsam vergehen. Doch egal ob in Kirche oder Klassenzimmer mussten wir uns eben damit abfinden, dass die Menschen hier von der Kirche exakt gesagt bekommen, was sie zu glauben und tun haben, also bloss nicht selber denken, oder gar etwas hinterfragen...
Daraus folgert auch, dass der Lehrer wirklich IMMER Recht hat und Respekt fuer manche Kinder gleichzusetzen ist mit Furcht. Diese ist jedoch auch nicht ganz unbegruendet, das Fass aus dem Boden dieser Woche schlug naemlich ein Kirchenaufseher, der direkt vor unserem Klassenzimmer vier zehnjaehrige Jungs mit der Rute verschlug, weil sie gelogen hatten, Mitglieder im Chor zu sein...
Obwohl wir wussten, dass hier andere Methoden angewendet werden, war diese Szene fuer uns doch sehr krass, zumal in den Klassenzimmern von Liebe und Vergebung die Rede war!
Nach einem Gespraech mit dem eben genannten Kirchenaufseher konnten wir diesen Widerspruch immer noch nicht komplett verstehen, aber fuehlten uns etwas weniger frustriert, da wir seine Haltung auch ansatzweise verstehen konnten und uns damit abfanden, erstmal nichts komplett aendern zu koennen.
Dennoch hatten wir auch viele schoene Momente, da wir nette Leute kennenlernten, von denen manche sogar unsere Probleme verstanden. Auch der Rolli und das nette Hasenmaskottchen heiterten uns auf!














Obwohl wir eigentlich nach dieser Woche genug von Kirche hatten, gingen wir gestern auf Einladung eines Kollegens hin, mit in seine Kirche, wo uns - die wir uns schon als recht abgebrueht fuehlten - nur neue Schocks erwarteten!
Allein der Name "Collecting Souls for Christ" liess uns bereits auf dem Weg zum Gottesdienst nichts Gutes ahnen... Als wir eine Stunde zu spaet an der Kirche ankamen, die nur aus einem halb gemauerten Waenden und einer alten Zeltplane darueber bestand, war die Gemeinde gerade in dem hier sehr wichtigen "Worship"-Teil des Gottesdienstes, der sich immer wiederholte. Dabei beteten sich manche in Ekstase, eine Saengerin warf sich ploetzlich schluchzend und schreiend auf den Boden und waere da nicht der kniende Pastor gewesen, haetten wir eine unentdeckte Epilepsie diagnostiziert...
Da wir bereits mit Namen als Gaeste und Musiker, die ja auch ruhig mal haetten solo singen koennen, willkommengeheissen wurden, hiess es fuer uns: Moeglichst unauffaellig bleiben, freundlich laecheln, Lippen bewegen und nicht allzu oft auf die Uhr sehen. Besonders letzteres fiel uns jedoch zunehmend schwer, da trotz einstuendiger Verspaetung knapp drei Stunden Gottesdienst von uns erwartet wurde...
Auch die sehr reisserischen Ansprachen des demagogischen Pastors testeten durchaus unsere Geduld und Laechelmuskeln...
Als es endlich vorbei war, wurden wir mehrfach fuer naechsten Sonntag eingeladen, Maikes Gesang so gut wie eingeplant und wir beschlossen: Den naechsten Sonntag sind wir nicht hier!

Samstag, 17. August 2013

Der immer andere Arbeitsalltag

 Unsere Woche war sehr arbeitsintensiv, zumindest was die Stundenanzahl angeht. Um neun begann der Tag fuer uns im Neema House, wo die Kinder uns schon sehnsuechtig erwarten, damit sie endlich in der Schule mit uns spielen koennen!
Da Mama Rose diese Woche verreist war, lief alles etwas mehr polepole (Swahili fuer langsam), so dass wir eines Tages sogar zum Fruehstueck reinplatzten. Das bedeutete fuer uns ein zwangsweises zweites Fruehstueck, das aus einer Suesskartoffel und sehr zur Freude von Maike aus einer Tasse Chai bestand, Schwarztee der hier mit Milch aufgegossen wird. Da Maike und warme Milch keine Freunde sind, liessen wir uns folgenden Trick einfallen: Gelegentlich stellten wir unsere Tassen auf dem Boden vor uns ab und hofften, dass niemand merken wuerde, dass Frieda immer aus der volleren Tasse trank und damit im Endeffekt beide Tassen leerte...
Auch beim Mittagessen, das meist aus Reis mit wahlweise Bohnen oder Linsen besteht, muessen wir etwas tricksen, um die immensen, lieb gemeinten Portionen zu meistern: Wenn keiner der grossen Maedchen oder die andere Hausmutter hinschaut, wandern so einige Loeffel auf die Teller der Kinder!
Diese Woche waren neben einem weiteren Kind mit Down Syndrom, die zuvor  im Krankenhaus war, auch die drei aelteren Schulmaedchen zuhause, die ab und an das alleinige Sagen hatten und  zumindest am Freitag partout nicht gelten lassen wollten, dass uns ein Riesenteller Reis genuegt... Aber es ist doch sehr beeindruckend zu sehen, wie die drei Grossen neben ihren Hausaufgaben auch den Haushalt schmeissen, das heisst kochen, waschen und putzen, teilweise die Kinder baden, (die werden dabei im Hof mit Wasser und Kernseife geschrubbt). Dennoch haben sie immer Zeit auch mit uns rumzualbern und helfen uns oft auch mit den Kiddies schneller zurechtzukommen.
Der Alltag mit den Kindern gestaltete sich zumeist recht aehnlich wie am Anfang, Highlights waren die von uns mitgebrachten Gummibaerchen und das Mensch-Aergere-Dich-Nicht-Spiel, das anfangs fuer ziemlich viel Aerger sorgte...
Auch der wolkenverhangene Tag, an dem wir aus dem verregneten Sand viele Tiere formten, unter anderem ein sehr grosses Krokodil, liess die Zeit etwas schneller vorbeigehen.
Wenn die Sonne scheint, ist auch Fussball sehr beliebt, wahlweise mit einem Ball pro Kind (zumeist der, den grade jemand anderes benutzt...), dabei schwitzen Maike und Frieda am meisten...
Nach dem Mittagessen, so gegen viertel nach eins, reissen wir uns von den Kindern los und werden schon in der Schulbibliothek erwartet. Dort helfen nachmittags zwei Lehrern der Schule, die Buecher zu nummerieren und katalogisieren, was voellig ohne System geschieht und uns mit sehr dreckigen Fingern hinterlaesst. Dabei haben wir meist jedoch auch eine Menge Spass.
Trotz Ferien findet das Afterschool.Programme in der Schule statt, bei dem Schuelerinnen und Schueler aus den umliegenden Primary Schools mit Essen versorgt, bei den Hausaufgaben betreut und unterrichtet werden. Als wir in der Bibliothek erwaehnten, dass wir innerhalb unseres Praktikums auch unterrichten sollten, wurden die Abendstunden gleich mal uns uebertragen. So konnten wir beide schon Erfahrung im kenianischen Frontalunterricht sammeln: Das Thema wird ca. eine Stunde vor Beginn des Unterrichts mit uns kurz besprochen, dann wartet man noch viel laenger als gedacht, bis es endlich losgehen kann, das heisst alle paar Minuten wird ein herumstreundender Schueler gebeten, die anwesenden Schueler zu zaehlen, damit die Lehrer, also wir, auch ja nicht zu frueh im Klassenraum stehen.... Wenn dann Teacher Maike oder Teacher Frieda vor der Klasse stehen und Fragen stellen, meldet sich jemand und steht auf, um seine Antwort zu sagen. Und es kann durchaus passieren, dass am Ende des Unterrichts ein Schueler nach dem taeglichen Gebet sagt: Thank you for teaching us!...
Bei diesem Procedere ist es nicht verwunderlich, dass wir die Schule oft erst gegen halb Sieben abends verlassen haben.
Kuja hapa!!! Es ist gar nicht so leicht, alle fuer ein Foto zu positionieren... Aber Flo hat alle Kids im Griff!

Diana und Murugi








Ein Wochenende in der Natur

Der nachfolgende Artikel sollte eigentlich vor ein paar Tagen schon im Netz stehen, wenige Klicks vor der Veroeffentlichung war jedoch ploetzlich der Strom in der ganzen Strasse weg und wir sassen im Dunkeln.... vor einer Stunde kam es dann nochmals zum selben Szenario! Daher also nun etwas verspaetet unser Wochenendbericht, Klappe die Dritte! Unsere sehr um uns bemuehte Vermieterin Joy hatte uns letzte Woche bereits mit einem fertigen Plan fuer ein Wochenende in den Ngong Hills, etwas ausserhalb von Nairobi, ueberfallen. Dort betreibt ein Bekannter von ihr einen Campingplatz und bot uns ein Wochenende zum Studentetntarif an. Also nahmen wir uns den Freitag frei und setzten uns tapfer das erste Mal alleine in den kenianischen Bus. Als wir in Ngong das doerflichere Treiben beobachteten und uns doch etwas verloren fuehlten zwischen Bussen, rufenden Menschen und Lastentraegern, die u.a.ca 100 kg (!) Kartoffeln auf dem Ruecken trugen, setzten wir uns mit gemischten Gefuehlen auf das fuer uns bestellte Motorradtaxi. Obwohl unser Fahrer Ruecksicht auf uns unerprobte Mitfahrer nahm, war die Hinfahrt zum Campingplatz doch abenteuerlich, so zu dritt mit unserem Gepaeck ueber die sandige Strasse... Der Campingplatz war wunderschoen, riesig und quasi unbewohnt. In unserem luxurioesen Zelt mit Terasse und wunderbarer Aussicht fuehlten wir uns gleich wohl. Auch der zweistuendige Hike war beeindruckend: In dieser kurzen Zeit sahen wir Affen in freier Wildbahn, bekamen einen wunderschoenen Ausblick auf die Ebene, stapften durch ein Flussbett und kletterten eine Felswand hoch, ueber die in der Regenzeit ein Wasserfall fliesst. Um unsere Tour abzuschliessen fuehrte unser Guide uns noch eine recht hohe Geroellwand hoch, Rockclimbing ohne Sicherung war also auch inklusive! Nach einem ansonsten sehr ruhigen Tag, wo wir kenianisches Bier und die Stille der Natur gleichermassen genossen, erkundeten wir Samstag alleine die Gegend und wurden das erste Mal von der kenianischen Sonne beschienen, vielleicht etwas zu sehr...














Zuhause angekommen, goennten wir uns einen Beauty-Abend, da alles nach unserer Heimfahrt ziemlich staubig und sandig war. Was wir nicht wussten war, dass am Abend ein Brautpaar (noch in Hochzeitskleid und Anzug) vor unserer Tuer stehen wuerde, das in unserer Wohnung (!) ihre Flitterwoche verbringen wuerde. Also empfingen wir sie wie folgt:



Donnerstag, 8. August 2013

Neema Haus

Nun arbeiten wir auch schon seit einer Woche mit den Kindern, welche uns durchaus auf Trab halten, aber auch sehr bezaubernd sein koennen... Heulen und bocken gehoert immer dazu, doch dann strahlen sie doch wieder alle! Immerhin koennen wir ja mittlerweile auch immerhin die Basic Sign Language und ein wenig mehr Swahili, das besonders in der Kommunikation mit "Mama Rose" von Vorteil sein kann...




 "Mama Rose" beim Essen zubereiten... Sie regiert die Kinder durchaus auch mit strenger Hand, ist aber eine ganz liebenswerte Frau, die auch viel Spass versteht!





Die Faszination fuer unsere Haare war auch hier zu spueren...



"Me I wanna swing... Push meeee..." (in leidendem Tonfall...) Ida ist zu unserem Glueck schnell zufriedenzustellen... Sie ist unglaublich fit und auch immer dabei, wenn es darum geht, uns die Sign Language zu uebersetzen!






Michael unser Wildfang...





Moses, unser liebenswerter Autist, mit dem man nonverbal sehr vielseitig kommunizieren kann... Moses lachen zu hoeren, ist oft einer der schoensten Momente mit den Kindern!




 Maike mit Irene und Ida. Kurz danach fielen alle um... :)





 Der Spielplatz der Schule in starkem Kontrast....



Das Leiterspiel war dann doch doof, aber mit Frieda auf Swahili bis 100 zaehlen war Sinn genug!





Unsere temperamentvolle taube, aber dennoch sehr laute Iddah!
Das beliebte Karussel, welches aber immer stoppen muss, damit der neue Lieblingssitz erklommen werden kann!

Der ganz normale Alltag zuhause...

Nun da wir schon eine Woche in Jamhuri, einem Stadtviertel nahe unserer Arbeitsstelle, leben, hat sich tatsaechlich schon ein Alltag eingeschlichen.
Dieser wird besonders von den Menschen bestimmt, die mit uns leben. Leider hat unsere liebe Mitbewohnerin Faith (mit einer auf dem Foto besonders deutlich zu erkennenden Faszination fuer Muzungu-Haare..) uns leider gestern verlassen. Bis dahin haben wir ihre allabendliche Gesellschaft jedoch sehr genossen, inklusive der unglaublich schlechten mexikanischen Serie, die wir immer mit ihr geschaut haben... Auch hat sie uns Sonntags sicher durch Matatu und Busse geleitet um um sechs Uhr abends (!) in eine Bar in Nairobi zu gehen. Dort sahen wir auch einen sehr touristenfreien Stadtteil, dessen Lautstaerke und Chaos in den Laeden uns doch fasziniert hat! Unsere Haushaltshilfe und treue Seele Millicent mit ihrem absolut suessen Baby begruesst uns taeglich mit Fruehstueck und auch das Abendessen wird von ihr traditionell und sehr gut zubereitet - ein echter Luxus fuer uns! Unsere Maegen litten zwar leider etwas darunter, aber was waere ein echter Kenia-Aufenthalt ohne "Running Poo" :)
Mittlerweile sind wir jedoch ueber den Damm und essen tapfer zweimal am Tag traditional food...





                                     Unsere Waschmaschine... (der Schleudergang fotografiert...)

Freitag, 2. August 2013

Die ersten Arbeitstage

Als wir am Mittwoch abend per Mail erfuhren, dass die Schule, in der wir Praktikum machen, den ganzen August Ferien haben wird (weil der Regierung mal danach war...), gingen wir am Donnerstag mit nicht allzu hohen Erwartungen zu unserem ersten Arbeitstag.
Kurzerhand wurden wir im dazugehoerigen Waisenhaus untergebracht, wo wir nun die naechsten Wochen die meiste Zeit verbringen werden. Recht schnell wurden wir mit den sieben Kindern alleine gelassen und sahen uns vor die Aufgabe gestellt, nicht nur Suaheli zu lernen, sondern auch kenianische Sign Laguage... Zwei der Maedchen sind taub, ein Junge ist autistisch und es ist sehr beeindruckend zu sehen, dass alle Kinder Sign Language koennen und sich gegenseitig unterstuetzen.
Nun koennen die Kinder also schon "Der Fuchs geht um" spielen und wir haben das erste Mal hier in Kenya mit den Haenden gegessen. Ohne feste Struktur ziehen sich die Tage ganz schoen, aber bei uns "Mzungus" (Suaheli fuer Weisse) gibt es ja vieles zu untersuchen: Leberflecke, Haare auf den Armen, Haare durchwuscheln, Brille, Schmuck...
Obwohl das Waisenhaus am Rande des Slums liegt, waren wir beeindruckt zu sehen, wie fortschrittlich und liebevoll die Schule gestaltet ist und auch im Heim ist zumindest alles vorhanden, was die Kinder brauchen. Auch ist es schoen fuer uns zu erkennen, dass wir uns hier am Stadtrand ohne Probleme frei bewegen koennen und auch alleine durch den Slum zur Arbeit laufen koennen.